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ANNERÖS HULLIGER | KONZERTE | PRESSESPIEGEL 18. JANUAR 2006 | |||||||
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Zofinger Tagblatt / MLZ; 18.01.2006 Region Zeitung Eine kunstvolle Orgel-LektionRothrist Annerös Hulliger brachte in der Kirche die Facetten des Orgelspiels zum Funkeln
Orgelkonzerte gelten gemeinhin nicht als Publikumsmagnete. In Rothrist ist das anders, jedenfalls wenn Annerös Hulliger auf dem Programm steht. Die Organistin Annerös Hulliger aus dem bernischen Boll begeisterte in der reformierten Kirche in Rothrist schon einmal mit einem Konzert, das ganz andere Seiten im Notenbuch der Orgelliteratur aufschlug als die gewohnten. Ihre «Branchenkenntnisse» und ihr Spürsinn lässt sie immer wieder Raritäten und Originelles entdecken und ihr «Gspüri» für Klangfarben äussert sich in Registrierungen, die alles öffnen, was die Orgel hergeben kann. Das ist viel; unter ihren Händen und Füssen entstehen dabei Klangvarianten, die man zum ersten Mal zu hören glaubt. Auch auf der Rothrister Orgel war dies am Sonntagnachmittag der Fall. Im Gepäck eine Reiseorgel Nicht nur das Repertoire ist bei Annerös Hulliger originell und unkonventionell, auch ihre Laufbahn und Instrumentenwahl ist es. Sie begnügt sich nämlich nicht mit der standortgebundenen Orgel in der Kirche, sondern bringt im Gepäck noch die «Reiseorgel» von Christian Gfeller mit. Der Orgelbauer stammt wie die Organistin aus dem Emmental. Das «Gfellerli», wie sie es liebevoll nennt, ist handgemacht, was schon beim Holzfällen beginnt. Die Orgel lernte sie auf dem Umweg über das Klavierspiel kennen, mit dem sie manchmal die Gäste im elterlichen Gasthof unterhielt. Die Kirche stand gleich daneben, der Kontakt mit Orgelmusik war gegeben und wurde zum Lebensinhalt und zur Passion, aber erst nach dem Lehrerinnenseminar und einigen Jahren Praxis. Es folgten die Ausbildung mit Lehr- und Konzertdiplom, Meisterkurse, Konzerttourneen in der Schweiz und im Ausland. Einführung für Publikum Annerös Hulliger erklärte dem Publikum vorgängig die Struktur und Besonderheiten ihrer Orgelvorträge. Schon daraus ist ihre intensive Auseinandersetzung mit dem Instrument erkennbar. So war das unaufhörliche Hinaufsteigen der Tonfolgen zum Himmel und wieder hinunter zur Erde in Bachs «Präludium und Fuge G-Dur» (BWV 541) auf der grossen Orgel wahrnehmbar. Die «Passacaglia» d-Moll von J.C.F. Fischer durchschritt alle Klangarten einer ausgesuchten, feinsinnigen Registrierung, und im Choral «Allein Gott in der Höh' sei Ehr» von Bach war die ständig wiederkehrende Dreiteiligkeit im Spiel der linken und rechten Hand und der Füsse in den aufsteigenden Terzen erkennbar. Wahre musikalische Leckerbissen brachten sodann die Vorträge auf dem «Gfellerli». In der «Fuga D-Dur sopra la Gallina Cucca» (BWV 963), die Bach für seine Kinder schrieb, war bildhaft der vielstimmige Chor einer Hühnerschar abgebildet, und in den sechs Skizzen über das alte Guggisbergerlied, von der Organistin in Noten gesetzt, wurde variantenreich und stimmungsvoll Liebesleid und -freud von Vreneli und Hansjoggeli Ausdruck gegeben. Aus dem Schatzkästlein ihrer Fundgrube auf Schweizer Boden war danach ein «Stückli» des Organisten und Musikpädagogen Martin Vogt (1780- 1854) zu hören, das den ganzen Reiz einer phantasievollen Registrierung offenbarte. Auch die «Husörgelimusik» von Philipus Pool war eine solche Entdeckung. Sie kam heiter, beschwingt, lustig, tänzerisch, aber auch ruhig und beschaulich daher, eben so, wie es die Stimmung des Landlebens gerade hervorbringt. Von der Empore herab erklang dann das «Concerto di Natale» von Corelli in breiten Akkorden, fliessenden Melodien und mit Passagen, die im Anschlag an Glockenklänge erinnerten. In den Variationen von «Air Suisse» von Claude Balbâtre bewies Hulliger nochmals ihre Begabung für wechselnde Klangfarben durch die Wahl individueller Registrierungen, die schalmeienhaft, fanfarenartig oder Flöten gleich im Gehör ankamen. Dasselbe gilt auch für das «Concerto grosso F-Dur» von Corelli. Dass die Orgel tatsächlich die Königin der Instrumente ist und Annerös Hulliger ihre Statthalterin, bestätigte sich in «Die Ankunft der Königin von Saba» aus dem Oratorium «Salomon» von Händel: Wahrhaft majestätisch, festlich und feierlich wirkte hier der Aufbau des Orgelspiels. (KBB)
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